Mit Stolz sieht die Spielergemeinde auf die Auszeichnung der Unesco als immaterielles Kulturerbe in Deutschland.
Als Großvater Heinz Holland Anfang der achtziger Jahre eine Ausstellung über historisches Papiertheater besuchte, entdeckte er eine alte familiäre Verbindung zum Papiertheater: Einige der ausgestellten Vordrucke stammten aus der Papierfabrik seines Urgroßvaters Carl Hellriegel. Inspiriert durch diesen Zufall, wollte Heinz Holland eine eigene Papiertheaterbühne gründen. Als Schauspieler und Radiosprecher, lag es für ihn nahe, seine Stimme als künstlerisches Mittel einzusetzen. Die Texte entnahm er der deutschen Balladendichtung z.B. Die Bürgschaft oder Herr von Ribbeck auf Ribbeck. All seine Figuren und Kulissen malte er selbst; die Bühne baute er gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Felix. Den Bühnennamen, Hellriegels Nachfahren entlehnte er von seinem Vorfahren Carl Hellriegel. Von Beginn an trat er mit seiner Frau Gerlinde auf dem Papiertheaterfestival in Preetz auf und legte mit anderen Enthusiasten den Grundstein für ein Aufblühen der Papiertheaterszene in Deutschland. Alljährlich präsentierte Heinz eine neue Ballade, bis er 2001 verstarb. Obwohl Gerlinde, und zeitweise auch Heinz Söhne, mit ihm gespielt hatten, schlief mit seinem Tod die Spieltradition in der Familie vorerst ein. 2010 kam Gerlinde der Gedanke, mit ihrem Enkel Willem, damals acht Jahre alt, die Tradition wieder aufzugreifen. Bei einem Familienfest zeigten die zwei auf einer winzigen Bühne das Stück „ich bin der Stärkste im ganzen Land“. Nach dem Erfolg im Familienkreis, wurden Willem und Gerlinde übermütig und bewarben sich, in Preetz auftreten zu dürfen. Die damalige Leiterin, Marlis Sennewald, nahm die Newcomer gerne auf, denn junge Menschen sind rar in der Papiertheaterszene. Im Programm war die kleine Bühne als Hellriegels Junior gelistet, und nahm damit Bezug auf die des Großvaters Heinz Holland; Hellriegels Nachfahren. In den folgenden Jahren adaptierten Großmutter und Enkel jedes Jahr ein neues Märchen aus Osteuropa. In den Sommerferien arbeiteten sie gemeinsam ihre Stücke aus. bis 2017 Gerlinde aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst spielen konnte. Willem brauchte eine neue Mitspielerin und eine Zeichnerin. Seine Mutter Frede kam ihm zuerst gar nicht in den Sinn, obwohl sie gelernte Grafikdesignerin ist. Als sie sich aber anbot, war ein neues Team geboren. Gemeinsam bauten und konzipierten sie das anstehende Stück und brachten es schließlich auf die Bühne. Seitdem spielen und sprechen Frede und Willem gemeinsam während Gerlinde der Bühne als Erzählerin treu blieb. Im folgenden Jahr erweiterte sich das Hellriegels Team noch einmal, Willems Schwester Jule kam als Musikerin dazu. Sie singt, spielt Gitarre, Akkordeon und macht Geräusche. In dieser Konstellation arbeitet Hellriegels junior noch heute.
Das Papiertheater kann in die Kategorie aufgrund der vielen Begrenzungen im personellen, räumlichen und materiellen Aufwand als Kleinkunst eingeordnet werden. In der Wirklichkeit entsteht allerdings auf der Bühne eine ganze Welt, voller Zauber, voller Abenteuer und Dramen, je nach der Fantasie der Spielenden. Und das mit ebendiesem geringem Materialaufwand - Papier, Draht, Klebe, Licht. Dies macht das Papiertheater so besonders.